Monday, February 02, 2009

Finanzkrise oder Moralkrise?

Die Finanzkrise ist in aller Munde! Aber eigentlich ist es keine Finanzkrise, sondern eine Moralkrise. Hinter den finanziellen Problemen von Banken und Firmen steht unter dem Strich eine einzige Ursache: Die einzige Motivation des Handelns in der Geschäftswelt ist nur noch der eigene Gewinn. Dafür werden rigoros Arbeitsplätze geopfert, auch wenn dies gar nicht nötig wäre. Schlagworte wie "Gewinnoptimierung", "Bestehen am internationalen Markt", usw. hören sich zwar gut an, doch am Ende steckt dahinter immer dasselbe: Habgier! 

Die Politik versucht verzweifelt Lösungen zu finden, doch niemals kann eine politische Strategie die egoistische Einstellung eines Menschen verändern. Die Erfahrung zeigt es immer wieder: der verschlagene, habgierige Mensch findet stets einen Weg, zu seinem Ziel zu kommen. Es ist ja schon alltägliche Praxis, dass selbst große Konzerne, die Milliardengewinne einfahren, Wege finden, am Ende nicht einen einzigen Euro Steuern in Deutschland zu zahlen. Sie haben gute Anwälte und nutzen jede Gesetzeslücke aus, um das zu bewerkstelligen. Natürlich ist das zwar gesetzlich legal, aber es ist moralisch nicht legal! Tatsache bleibt, dass politische Lösung hier niemals eine Veränderung bringen können. Was unser Land braucht, sind Menschen mit einer veränderten Einstellung, die moralisch und ethisch verantwortlich handeln. Das fängt beim Einzelnen in seinem Privatleben an und geht bis hinein in Führungsebenen von Politik und Wirtschaft. 

Besonders führende Persönlichkeiten in der Gesellschaft haben hier in letzter Zeit kläglich versagt. Über Korruptionsskandale wundern wir uns in unseren Tagen schon bald nicht mehr. Wo ist die Vorbildfunktion der Führungspersönlichkeiten unserer Zeit? Nein, das Privatleben solcher Menschen ist nicht Privatsache, denn sie stehen als Vorbilder mit ihrem Privatleben in der Öffentlichkeit. Ist es verwunderlich, dass Menschen, die mit wenig Einkommen ihren Alltag bestreiten müssen, sich darüber ärgern, dass sehr gut verdienende Personen des öffentlichen Lebens Stiftungen gründen, um ihre Schäfchen am Fiskus vorbei zu schleusen und damit dem Gemeinwohl schaden? Es ist zwar nicht zu rechtfertigen, aber verwundern dürfen wir uns nicht, wenn auch der kleine Mann es mit der Ehrlichkeit nicht mehr allzu ernst nimmt.

Wie kann es eine Trendwende geben? Wie können wir die Moral in unserem Land "retten"? Wie können wir dadurch die Finanzkrise überwinden und in Zukunft Ähnliches vermeiden? Natürlich gibt es hier keine Standardantworten, aber als überzeugter Christ und geistlicher Leiter einer christlichen Gemeinde gibt es schon einige Dinge, die mir dazu einfallen.

Die Bibel - ein Buch in dem uralte Weisheiten der Menschheitsgeschichte aufgeschrieben wurden - hat uns Einiges zum Thema Geld und Besitz zu sagen. Gottes Wort ist nicht nur hilfreich wenn es um die Seligkeit oder geistliche Wahrheiten geht, nein, sie beinhaltet sehr viele ganz praktische Anleitungen zu einem erfolgreichen und glücklichen Leben hier auf der Erde. Dass da das Thema Finanzen nicht ausgeklammert werden kann, versteht sich von selbst.

Doch was sagt nun das Wort Gottes in Bezug auf unseren Umgang mit Reichtum und Besitz. Ich möchte hier einige Punkte nennen, wie wir segensreich für andere und für uns selbst mit unserem Besitz umgehen sollen. Gott hat nichts dagegen, dass wir reich sind. Im Gegenteil, immer wieder lesen wir in der Bibel, dass Reichtum ein Folge des Segens ist. Reichtum ist nicht dasselbe wie Segen, aber Segen bringt Reichtum hervor (und noch viele andere Dinge, die genau so wichtig sind). Als der König Salomo von Gott einen Wunsch frei hatte, bat er um Weisheit, sein Volk zu regieren. Doch der Weisheit folgte auch Reichtum und Ehre auf dem Fuß. Woran Gott viel mehr interessiert ist als an unserem Kontostand, ist unsere Einstellung. Und über einige Einstellungen möchte ich an dieser Stelle kurz etwas schreiben, da ich glaube, dass sie das Gegenmittel gegen die Finanzkrise sind:

1.) Ich anerkenne Gott als meine Quelle

Menschen die ohne Gott leben, sehen ihren Reichtum als ihr Verdienst, wo hingegen Menschen mit einer Beziehung zu Gott, ihren Reichtum als Segen betrachten. Verdienst hab ich mir selbst erarbeitet; - Segen fliesst mir von Gott zu! Wenn ich mir bewusst mache, dass alles was ich besitze aus der Hand Gottes kommt, dann lebe ich in der Verwaltung meines Besitzes in der Verantwortung vor Gott und meinen Mitmenschen. Gott warnt sein Volk Israel im Alten Testament davor, dass es niemals sagen soll, dass es ihre eigene Kraft ist, die ihnen Reichtum verschafft:

... und du dann nicht in deinem Herzen sagst: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst an den HERRN, deinen Gott, denken, dass er es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen; ... (5. Mose 8,17-18)

Eine atheistische Gesellschaft wird am Ende eine egoistische Gesellschaft sein, denn die höchste Maxime darin ist ja die individuelle und persönliche Freiheit und Unabhängigkeit. Der Mitmensch ist nur von Interesse, wenn er mir zu meinem Erfolg verhilft. Obwohl man so vielleicht finanziellen Reichtum erreichen kann, bleibt unser Leben dabei in Wirklichkeit arm. So wie Aristoteles Onassis einst sagte: "Ein reicher Mann, ist ein armer Mann mit viel Geld!" Nur eine Gesellschaft die im Bewusstsein lebt, dass es einen Gott gibt, dem wir alle Rechenschaft schuldig sind, wird eine rücksichtsvolle, humane und moralische Gesellschaft sein, in der es sich zu leben lohnt.

2.) Ich bin fleißig, ehrlich und produktiv

Das göttliche Bewusstsein in uns, wirkt sich auch in unserem Arbeitsverhalten aus. Das ist kein Widerspruch zum ersten Punkt. Obwohl es nicht meine Kraft ist, die mir Vermögen schafft, so sind es doch meine Fähigkeiten, meine Gaben und auch mein Fleiß durch den Gott mich segnet. Gott selbst ist immer schöpferisch und produktiv und so auch wir. Überzeugte Christen sollten die besten Arbeiter und Angestellten sein. Sie bringen durch ihre produktive, positive und glaubensvolle Arbeitshaltung auch Segen in das Unternehmen in dem sie arbeiten. Selbständige Unternehmer - von denen es unter Christen noch viel mehr geben sollte - agieren in einem dienenden Geist, sind ehrlich und integer ihren Kunden gegenüber und investieren sich mit ganzem Herzen in ihr Unternehmen, weil sie sich von Gott zu diesem "Dienst" in und an der Gesellschaft berufen wissen.

Arm wird, wer mit lässiger Hand schafft, aber die Hand der Fleißigen macht reich. (Sprüche 10,4)

Der wahre Christ sieht sich nicht als Opfer seiner Umstände, sondern agiert im vollen Bewusstsein seiner neuen Identität und weiß, dass er mit seinem glaubensvollen Handeln seine Zukunft selbst kreiert! In der Gesellschaft ist es inzwischen schon eine weit verbreitete Mentalität, dass man vom Staat erwartet, versorgt zu werden. Die Frage wäre nur: wer ist der Staat? Sind nicht wir alle der Staat? Die Frage, welches staatliche und politische System das richtige ist, bringt uns auch nicht viel weiter. Während der Kapitalismus in Verbindung mit Selbstsucht die Habgier hervorbringt, so bringt der Sozialismus in Verbindung mit Selbstsucht Passivität und Gleichgültigkeit hervor. Die Antwort liegt weder im Kaptialismus, noch im Sozialismus, sondern in einem veränderten Geist, der nach dem Wesen Gottes geschaffen ist.

3.) Ich ehre Gott mit meinem Besitz

Ehre den HERRN mit deinem Besitz, mit den Erstlingen all deines Ertrages! (Sprüche 3,9)

Seit Urzeiten war es die gängige Praxis all derer, die Gott dienten und ihn anbeteten, dass sie ihm ihre Erstlingsfrüchte als Opfer darbrachten. Sie ehrten ihn damit, und gaben ihm den ersten Platz in ihrem Leben. Jesus selbst macht es oft unmissverständlich klar, dass unsere Hingabe an unserem Umgang mit Finanzen gemessen wird:

Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. (Matthäus 6,24)

Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. (Lukas 12,34)

Gott zu ehren mit den Erstlingen, drückt sich darin aus, dass wir einen festen Anteil all unserer Einkünfte Gott geben. Die Bibel nennt es auch den "Zehnten". Zehn Prozent von allem was wir von Gott geschenkt bekommen, geben wir ihm zurück, indem wir es in sein Haus, die Gemeinde bringen. Selbst Menschen, die nicht an Gott glauben, haben zum Teil dieses Geheimnis entdeckt, 10% ihres Einkommens für einen guten Zweck zu spenden. Durchweg erleben sie, wie dadurch ihre Finanzkraft nicht geschwächt, sondern im Gegenteil stärker wird. Es ist wie ein unsichtbares Gesetz, dass die Saat, die wir säen aufgeht und Frucht bringt. Obwohl wir einen Teil weggeben, sind wir am Ende gesegneter als vorher.

Manche Menschen - sehr oft sind es die, die finanzkräftig sind - benehmen sich manchmal wie "Gönner", wenn es darum geht, Geld zu spenden. Sie geben ganz großzügig, wenn ein besonderer Anlass ist, oder eine besondere Not. Fast könnte man meinen, sie fühlen sich selbst dabei gut, dass sie durch ihre Gabe etwas bewirken können. In manchen öffentlichen Einrichtungen sieht man gar Tafeln, die darauf hinweisen, wer wieviel gespendet hat um die Einrichtung zu finanzieren. Ein solches Gehabe entspricht in keinster Weise dem Charakter Gottes. Jesus sagt: "Lass deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut." Gott sucht keine Gönner - die nur wieder sich selbst und ihre Wohltätigkeit im Auge haben - er sucht Menschen, die mit ihrem Geben zeigen, dass sie ihm vertrauen und ihm dankbar sind! Es sind die, die in Treue und Hingabe, sehr oft auch im Verborgenen Gott Ehre geben mit den Erstlingen ihres Ertrages. Solchen ist der Segen und die Fruchtbarkeit sicher!

4.) Ich segne Andere mit meinem Reichtum

Einfach alles zu verkaufen was man hat und arm zu werden hilft niemandem. (Auch wenn wir in unserem Kopf sehr oft dieses unrealistische Bild von christlicher Nächstenliebe haben). Nein, Gott will, dass wir mit unserem Besitz andere segnen. Die Bibel ist voll von Aussagen, dass Menschen die im Segen Gottes leben, mit frohem Herzen diesen Segen weitergeben sollen. 

Da gibt es Menschen, die viel haben und andere die Wenig haben. Da gibt es Reich und Arm. Gleich nach der Ausgiessung des Heiligen Geistes an Pfingsten war eine Auswirkung, dass die reichen Christen in Jerusalem damit begannen, von ihren Reichtümern denen etwas zu geben, die wenig hatten. Immer wieder lesen wir es in der Bibel, dass der Reiche eine Verantwortung hat, mit der Liebe Gottes dem Armen Anteil an seinen Besitztümern zu geben. Manche denken deshalb, dass Jesus der Urheber des "Sozialismus'" sei. Dem ist aber auf keinen Fall so. Die "Umverteilung" von Reichtum steht in der Bibel niemals unter der Aufsicht des Staates, sondern bleibt in der moralisch ethischen Verantwortung des Einzelnen. Das Geben ist immer freiwillig und soll freudig und in Liebe geschehen. Da wo der Staat einfach kommt und mir wegnimmt was ich habe, und es den Armen gibt, entsteht nur Frust und Unzufriedenheit. Deshalb wird kein staatliches System jemals Gerechtigkeit herstellen können. Aber die Gerechten, die nach der Gerechtigkeit handeln, werden dies bewerkstelligen. Deshalb ist der Segen Gottes auf unserem Leben gleichzeitig eine grosse Verantwortung.

Da wo wir nicht die Gelegenheit haben, direkt einem Bedürftigen zu geben, gibt es die Möglichkeit unzählige wohltätige, karitative und auch religiöse Einrichtungen zu unterstützen, die einen guten Dienst an der Menschheit tun. Diese Einrichtungen können ihre wichtige Arbeit ohne Spenden nicht tun. Das war auch bei Jesus selbst nicht anders. Er hatte eine Kasse und sogar einen Kassierer, und er hatte Menschen, die seinen Dienst unterstützten. Es ist unser grösstes Vorrecht, das Werk Gottes hier auf Erden zu unterstützen. 

Wenn eine große Masse der Bevölkerung Deutschlands nach diesen Prinzipien ihre Finanzen handhaben würden, dann gäbe es in unserem Land keine Finanzkrise. Im Gegenteil; - Deutschland würde sich eines ungeahnten Segens erfreuen. Privatpersonen und Unternehmen würden ehrlich und aufrichtig miteinander umgehen. Die Staatskassen wären voll, weil alle Bürger ihre Steuern bezahlen und nicht mehr am Fiskus vorbeimanövrieren. Dadurch könnten die Steuern gesenkt werden und noch mehr Finanzkraft entstehen. Eine ungeahnte Produktivität und positive Arbeitsmoral würde die Wirtschaft ankurbeln. Die Kassen von Gemeinden und Kirchen wären durch die Erstlingsgaben der Christen voll und würden sie befähigen mit Kraft und Begeisterung die Gute Botschaft noch stärker zu verkündigen. Es würde ein konstanter sozialer Ausgleich stattfinden, dadurch dass karitative Einrichtungen grosse Geldsummen an Spenden zur Verfügung hätten und die Armen und Benachteiligten ausreichend versorgt würden. Und, und, und ... es wäre einfach traumhaft, in einer solchen Gesellschaft zu leben. 

Warum beginnen wir nicht heute damit? Du meinst, dass du als Einzelner nicht viel bewirken kannst? Die Gesellschaft besteht aus lauter Einzelnen, und so lange jeder so denkt, wird sich nie was ändern. Wir können hier und jetzt glaubensvoll diese Prinzipien des Reiches Gottes praktizieren - nicht in einem humanistischen, sozialkämpferischen Geist - sondern im tiefen Vertrauen, dass der Himmel geöffnet ist und Gott selbst mit seinem Segen und seiner realen Kraft unser Handeln im Glauben begleiten wird. 

Die Gesellschaft wurde noch nie durch die Mehrheit verändert, sondern immer durch einzelne Menschen, die kompromisslos gelebt haben was sie glaubten!

Pastor Bruno Zimmerli

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